Wasserkraft aus dem Trift-Stausee
Was bringt uns der Trift-Stausee?
Im Berner Oberland wird gerade über den Bau des neuen Trift-Stausee-Wasserkraftwerks debattiert. 35’000 Haushalte sollen damit versorgt werden. Die Investitionen liegen bei rund 390 Millionen Schweizer Franken. Rechnen wir den Durchschnittsverbrauch von 35’000 Schweizer Haushalten mit einen Jahresbedarf von rund 4400 kWh, so ergibt sich eine Jahresleistung von rund 145 GWh im Trift-Stausee.
Grundsätzlich sind wir für nachhaltigen Ökostrom und finden es auch sinnvoll, für zukünftige Solaranlagen entsprechende Pumpspeicherkraftwerke aufzubauen, um so langfristig die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Ein Wasserkraftwerk zur Grundversorgung erachten wir jedoch auf lange Sicht als falsche Lösung. Insbesondere, weil durch die Gletscherschmelze auf lange Sicht zu wenig Schmelzwasser bereit steht und im Winter wegen Frost ebenfalls das Schmelzwasser und somit die nötige Energie fehlt. Bei dem Projekt sollte es also um ein Pumpspeicherkraftwerk gehen, dann muss die Energie extern hergestellt und zur Speicherung in den Stausee hochgepumpt werden.
Wenn wir jedoch die AKW’s abschalten woher kommt dann die Energie ?
Der Gletscher ist in den letzten Jahren massiv zurück gegangen und so ist der See erst entstanden. Baubeginn der Staumauer ist auf 2022 geplant mit einer Bauzeit von 8 Jahren. So fragt man sich, ob bis Bauende überhaupt noch genug Eis besteht, um den Stausee zu betreiben oder je amortisieren zu können. Auch die Öko-Bilanz der Staumauer und die Erschliessung stellen wir in Frage, denn so ein Bau verschlingt enorme Ressourcen.
Gibt es Alternativen zu dem Projekt?
Rechnet man den Investitionsbetrag vom neuen Stausee durch die Anzahl Haushalte, welche versorgt werden sollen, so ergibt sich ein Betrag von 11’150.- CHF pro Haushalt. Diese Investition müssen die Haushalte ja über den Strompreis refinanzieren. In einer Zeit, in welcher Finanzanlagen keine Renditen mehr bringen, würden doch Haushalte besser gleich selber in die Energieversorgung investieren?
Um den Jahresbedarf eines Haushalts von 4400 kWh an elektrischer Energie über Solar zu erzeugen, benötigt man rund 5 kWp Solarmodule. Das entspricht einer Investition von rund 7000.- CHF und 30 m2 Dachfläche. Ein Einfamilienhaus mit Wärmepumpe hat einen Bedarf von rund 8800 kWh pro Jahr und braucht daher rund 9-10 kWp Solar-Module, 60 m2 Dachfläche und eine Investition um die 12’000.- CHF. Die meisten Liegenschaften haben eine Grundfläche von 70-140 m2, sowie Carports, Geländer und Fassaden, damit dürfte fast immer genug Fläche vorhanden sein, um den Eigenbedarf über PV-Module abzudecken. Setzt man in der Liegenschaft auf ein Lastmanagement der PV-Anlage, dann kommt man mit einem kleinen Batteriespeicher durch und kann so zusätzlich Energie sparen und den Eigenverbrauch optimieren. Die Elektromobilität kann für durchschnittliche Verbraucher über ein Garagen- oder Carportdach bereitgestellt werden.
Alternativen
Würde man das Kapital von 390 Millionen statt in den Trift-Stausee in die Förderung von Solaranlagen stecken, so liesse sich der Investitionsbetrag durch die Eigenheimbesitzer verdreifachen. Damit würde die Schweiz im Bereich der Solarenergie einen riesigen Sprung nach vorne machen.
Hochgerechnet würde man damit den Weg ebnen, um rund 780 MWp Solaranlagen auf die Dächer von Schweizer Liegenschaften zu bringen und so die Autarkie unseres Landes zu verbessern. Nach eigener Erfahrung produziert man mit einem Kilowatt Solarzellen rund 1,1 Megawatt Energie pro Jahr.
Damit könnte diese Investition zu einem Jahresertrag von rund 858 GWh führen was knapp 5 % des Energiebedarfs aller Schweizer Haushalte bedeutet. Das wäre das Sechsfache der Jahresleistung des Trift-Stausees. Zudem ist im schweizer Stromnetz erst 6 % Solarstrom enthalten.
Um die Energiemengen der AKW’s, welche in den nächsten Jahren ausgeschaltet werden sollen, aufzufangen, benötigen wir effiziente Lösungen. Aus diesem Grund sollten wir unbedingt auch die Bevölkerung und die Industrie in die Investitionen einbinden. Stauseen müssen heutzutage als Pumpspeicherkraftwerke, sprich als Speicher konzipiert werden. Das bringt Versorgungssicherheit bei Schlechtwetter und in den Wintermonaten.
Elektrischer Energiebedarf in der Schweiz
Gemäss Bundesamt für Statistik haben wir Schweizer im Jahr 2018 gesamthaft 57’647 GWh Strom verbraucht, das ist eine Differenz zum Vorjahr von -1.4%. Rechnet man den Durchschnitt aller Haushalte, so verbrauchen diese rund 3,1 Millionen Haushalte ca. 19’000 GWh Energie.
Um den elektrischen Energiebedarf der Schweiz mittels Solaranlagen zu erzeugen, benötigten wir eine Fläche von rund 320 km2. Die Schweiz hat eine Fläche von 41’285 km2. Somit müsste rund 0.01% unserer Landesfläche mit PV-Modulen versehen werden. Das scheint machbar, wenn alle Dächer unserer Liegenschaften mit PV-Anlagen ausgestattet sind.
In der Industrie, der Mobilität und unserer Verwaltung werden rund 38’647 GWh elektrische Energie verbraucht, die doppelte Menge aller Haushalte. Warum werden diese Bereiche nicht mehr in die Verantwortung gezogen?
Gerade Industriegebäude und öffentliche Einrichtungen mit grossen Dächern bieten ein Riesenpotential. Das ohne die Verwüstung von Berglandschaften oder anderer Naturausgleichsflächen. Wenn wir die Umweltziele erreichen wollen, so müssen wir daran arbeiten, dass Liegenschaften grundsätzlich Ihre Energie selber erzeugen. Den Überschuss in einer Hausbatterie oder in externe Wasserspeicher überbrückt die Nachtstunden.
Wachstum in der Solarbranche führt zu mehr Wettbewerb und langfristig zu Preissenkungen. Somit wird der Solarstrom günstiger. Nachhaltigkeit zahlt sich auf lange Sicht aus!
Warum Investiert die Industrie kaum in Solaranlagen?
Der Grund dafür ist ganz einfach. Die Industriebetriebe sind meist Grossverbraucher und profitieren dadurch von billigem, subventioniertem Strom. Diese Preise sind so tief, dass sich Investitionen in Solarenergie schlicht nicht lohnen, da die Gestehungskosten von Photovoltaik-Strom höher liegt. Unsere Politiker gehen das Thema kaum an. Würde jedoch eine Forderung an Eigenproduktion von beispielsweise 10-20% Ökostrom vom eigenen Dach bis 2030 an den Billigstrom gebunden sein, so müssten die Unternehmen etwas machen. Das würde unser Stromnetz und unsere Umwelt massiv entlasten.
Energieeffizienz bei Produktionsmaschinen wäre ein wichtiges Beschaffungsargument. Firmen würden beginnen, Strom zu sparen, damit sie ihre Investitionen in PV-Anlagen nicht laufend ausbauen müssen.
Die Netzkosten steigen seit Jahren und bezahlt werden diese zum grossen Teil durch die privaten Haushalte.
Werden PV-Anlagen auf Industriedächer verbaut, so ist die Frage der Energiespeicherung gering, da die Industrie am Tag grosse Mengen an Strom verbraucht und somit kaum mit Überschuss zu rechnen ist. An Wochenenden und Feiertagen oder bei massivem Energieüberschuss können Solaranlagen über das Rundsteuergerät begrenzt werden, um das Stromnetz entlasten.
Warum investieren nicht mehr Hausbesitzer in PV-Anlagen?
Leider funktioniert die Förderung schon heute kaum noch und viele Bekannte warten seit Monaten auf Gelder. Es ist ein Desaster, wenn Förderungen bis zu zwei Jahre nach Projektabschluss zurückbehalten werden. Wer eine solche Investition vorfinanzieren kann, ist nicht auf Förderung angewiesen.