Lithium aus Lateinamerika: Umweltfreundlicher als gedacht

Lithiumabbau und seine Folgen

Lithiumabbau ist umweltfreundlicher, als von den meisten Medien dargestellt.

Eine neue Studie aus dem Jahr 2019 belegt, dass der Lithiumabbau viel weniger Wasser verbraucht, als bisher angenommen. In den sozialen Medien werden laufend Berichte und veraltete Studien publiziert, welche die Elektromobilität schlecht darstellen, da die Batterien angeblich enorme Mengen an CO2 freisetzen und auch der Lithiumabbau massive ökologische Folgen haben soll. Diese CO2-Studien sind längst widerlegt, denn der ökologische Fussabdruck hängt hauptsächlich vom Strommix der produzierenden Länder ab. Würde mehr erneuerbare Energie zur Herstellung der Lithium-Ionen-Batterien genutzt, so könnte die Herstellung weitgehend CO2-frei erfolgen.

Lithiumabbau-Gebiete

Lithium wird aktuell in Bolivien, Chile und Argentinien abgebaut und ist wohl der wichtigste Rohstoff von Lithium-Ionen-Batterien. Sicherlich sind auch noch andere Metalle für eine funktionierende Batterie erforderlich wie z. B. Kobalt, Aluminium, Kupfer und Graphen. All diese Materialien werden bereits heute aus defekten Batterien zu über 96 % rezykliert.

Eine Dokumentation von Harald Lesch (ZDF) berichtete unter dem Titel «Der wahre Preis der Elektroautos» über den Lithiumabbau. Dabei wurde über eine wilde, nicht angemeldete Kobaltmine berichtet. So sei der Abbau von Lithium in der Atacama-Salzwüste enorm umweltschädigend, da 21 Millionen Liter Grundwasser täglich verdunsteten und so enorme ökologische Schäden entstünden. Die Bauern in der Region fürchteten um Ihre Existenz, da die Rinderzucht durch den sinkenden Grundwasserspiegel gefährdet sei und der Boden und somit auch die Fauna komplett austrocknen würde.

Lithium ist nicht nur für die E-Mobilität

Die Verantwortung wurde dabei alleine der Elektromobilität zugeschrieben, obwohl aktuell nur rund 30% des Lithiums für die Herstellung von Akkus verwendet wird. Der Rest des Lithiums wird für die Glas-, Keramik- und Schmiermittel-Industrie benötigt. Den grössten Bedarf an Lithium-Ionen Akkus hat aber immer noch Mobilelektronik, wie z. B. Laptops und Smartphones. Sicherlich wird der Bedarf für Hausspeicher und Autospeicher bald stark anwachsen.

Bislang wurde aus einer Studie von 2011 zitiert, in welcher zwei Millionen Liter Wasserbedarf pro Tonne Lithium angegeben wurden. Dieser Wert basiert auf einer Schätzung von Fernando Díaz, einem forensischen Geologen der Universität Buenos Aires. Es wurde angenommen, dass der Lithiumanteil in der Sole sehr gering ist, was jedoch an den unterschiedlichen Abbauorten stark variiert. So sind die Lithiumanteile in der Salar de Atacama viel höher, was den Brauchwasseranteil um ein vielfaches senkt. Rechnen wir nun die Schätzung von Fernando Diaz anhand des höheren Lithiumanteils in der Sole hoch, so sind es noch 0,4 Tonnen Wasser pro Kilogramm Lithium.

Weiter wird in dem Artikel auch nicht erwähnt, dass ein grosser Teil des Lithiums auch aus Australien kommt, wo das Lithium aus Feststoffen gewonnen wird. Dort ist der Wasserbedarf um ein vielfaches geringer, das aber nur am Rande.

Um auch den Kritikern etwas mit auf den Weg zu geben: Das verdunstete Wasser ist nicht verloren! Es gelangt in unsere Atmosphäre und fällt als Regen wieder zu Boden, somit ist das Wasser nicht verbraucht, sondern nur örtlich verschoben.

Was bedeutet das für unsere E-Mobilität?

Nach Rückfrage bei Tesla wurden in unserem Modell S 85P aus dem Jahr 2016 12 kg Lithium verbaut, was laut der obigen Annahmen einer Wassermenge von 4800 Liter entspräche. Auf die durchschnittliche Lebenszeit und die Fahrleistung des Fahrzeugs umgerechnet, benötigt man vermutlich mehr Wasser für die Autowäsche. Die 12 kg Lithium entsprechen rund 300 – 400.- CHF Rohstoffkosten. Wir sind überzeugt, dass viele Menschen bereit wären, für Ihr Fahrzeug etwas mehr zu bezahlen, wenn sichergestellt wäre, dass durch die Fahrzeugherstellung keine langfristigen Umweltschäden entstehen. Fair Trade beim Auto ist bestimmt eine Marktlücke!

Ist nun die Fauna im Abbaugebiet gefährdet?

Durch den Abbau der Sole mit dem enthaltenen Lithium kann der Grundwasserspiegel sinken. Die Anliegen und Befürchtungen der Bauern sind nachvollziehbar. Man sollte dabei bedenken, dass der Lithiumabbau genau wie der Bergbau funktioniert. So wird in den meisten Kohlebergwerken und Minen ein Vielfaches der für die Atacama-Wüste genannten 21 Millionen Liter Wasser pro Tag benötigt. Dennoch sind Bestrebungen im Gange, den Wasserbedarf beim Lithiumabbau nachhaltiger zu organisieren. Aus Flüssen wird Wasser herbeigepumpt, und auch die Sole wird nicht komplett ausgetrocknet. Das Lithium wird aus der feuchten Sole extrahiert und viele Unternehmen pumpen die Sole danach wieder zurück in die Erde. Das stabilisiert den Grundwasserspiegel und schont die Fauna.

Andere Rohstoffe in der Sole

Man darf auch nicht vergessen, dass noch weitere wertvolle Rohstoffe in der Sole enthalten sind. Entnimmt man das Wasser kontrolliert, so bietet der Lithiumabbau sogar Trinkwasser für die Region. Das würde die Ökobilanz massiv verbessern und es wären sogar Aufforstungen denkbar, welche CO2 langfristig binden. Sicher gibt es in jeder Branche schwarze Schafe, welche nur am Gewinn interessiert sind und Umweltvorschriften umgehen. Dennoch sollte man die Chance einer nachhaltigen Mobilität nicht durch die Machenschaften einzelner Unternehmen verstreichen lassen. Als bedenklich erachten wir die ZDF-Reportage, welche die Entwicklung der E-Mobilität durch falsche Fakten zurückgeworfen hat. Wir als E-Mobilisten mussten uns nach diesem TV-Bericht laufend rechtfertigen und wurden von Benzin- und Dieselfahrern sogar als Umweltsünder bezeichnet.

Verzichten wir nun auf die neue Technologie, so haben wir durch die globale Erwärmung, die durch den enormen CO2-Ausstoss unserer aktuellen Mobilität täglich entsteht, einen weltweiten Temperaturanstieg. Dieser Effekt wird den Bauern in der bereits heute sehr heissen Salzwüste massiv zusetzen. Das „Nichtstun» gefährdet die Existenz dieser Bauern am meisten.

5 Antworten

  1. Sebastian Wegmann

    «Durch Power to Gas kann auch aus Erdgas Wasserstoff erzeugt werden»

    Es wäre schon toll wenn man keine unrichtigen Angaben in solchen Artikeln macht!

    https://de.wikipedia.org/wiki/Power-to-Gas

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    • admin

      Und welche Aussage ist den falsch?
      Power to Gas braucht Gas sprich fossile Stoffe und solche sind alleine durch Aufbereitung und Transport uninteressant, da dies den Wirkungsgrad beschneidet. Für uns ist ein Weg über Wasserstoff keine Alternative, da wir schon 2003 an Wasserstoff-Tanks arbeiteten. Alleine für die Betankung benötigt man enormen Druck, was zusätzlich den Wirkungsgrad massiv verschlechtert. Kein Wasserstoffauto fährt ohne Batterie… Für uns also erneut keine Lösung um Energie zu reduzieren. Wollen wir etwas verändern, so gilt ein maximaler Wirkungsgrad als Lösung anzustreben.

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  2. Günter Försterra

    Hallo,
    also als erstes einmal möchte ich klarstellen, dass ich e-Auto-Besitzer bin und dankbar dafür, dass dem Lithium-Bashing auch einmal Argumente entgegengestellt werden. Die meisten Ihrer Argumente sind stichhaltig und werden von mir geteilt. Dennoch muss ich auch anmerken, dass Sie einige Argumente verwenden, die so nicht haltbar sind. Ich würde diese zurückziehen, bzw. korrigieren, denn das werden die Argumente sein, auf die sich die e-Auto-Gegner einschiessen werden und die anderen guten Argumente werden in dieser Diskussion dann untergehen.
    Im Mittelteil haben sie einen Schreibfehler. Es muss nicht heissen «0,4t Wasser pro Tonne Lithium» (das wäre phantastisch), sondern pro kg Lithium. Später in ihrer Rechnung rechnen Sie auch mit 400l/kg. Ich habe versucht für Ihre Zahlen einen Beleg zu finden. Können Sie eine Quelle nennen?
    Der Vergleich, dass diese 4800 Liter Wasser, die für die Batterie eines Teslas gebraucht werden, bei den Autowäschen locker auch verbraucht werden hinkt, denn es macht natürlich schon einen gewaltigen Unterschied ob ich 5 Kubikmeter Wasser aus einer Wüste oder Halbwüste abpumpe oder in einem Land verbrauche wo Wasser keine Mangelware ist. Genauso auch die Bemerkung, dass das Wasser ja nicht weg ist, sonder «nur örtlich verschoben». Ich denke jedem ist bewusst, das es genug Wasser auf der Welt gibt, aber eben nicht gleichmässig verteilt und genau das ist das Problem für trockene Gebiete.
    Die Möglichkeiten der Wasser-Einsparung, Wasser-Antransport und Wasser-Rückgewinnung bei der Lithiumgewinnung werden noch kaum genutzt, deshalb muss man schon zugeben, dass momentan der Produktionsanstieg bei der Lithiumgewinnung lokal ein ökologisches und soziales Problem darstellt. Auch die Verdunstungsbecken in den Nahrungsgebieten der Flamingos etc. sind eine unhaltbare Praktik. Aber meine Hauptargumente sind, dass diese Probleme relativ einfache technische und politische Lösungen haben. Diese Lösungen kosten Geld und werden die Batterien teurer machen, aber damit müssen wir eben leben und viele hätten damit auch kein Problem. Wenn die Leute um die Salzseen vom Gewinn des Lithiumabbaus etwas abbekämen, dann könnte sich unterm Strich ihre Lebenssituation sogar verbessern, denn die Gegend um die Salzseen hat auch schon vor dem menschgemachten Klimawandel angefangen auszutrocknen und die praktizierte Landnutzung erlaubt kaum das Überleben und durch den menschgemachten Klimawandel wird sich der Wassermangel dort auch ohne Lithiumabbau extrem verschärfen.
    Lithiumbatterien werden auch mit besten Technologien und freundlichster Politik einen ökologischen Fussabdruck behalten, so wie alle Rohstoffe, die auch in konventionellen Fahrzeugen eingesetzt werden. Aber durch Anwendung des neuesten Standes der Technik bei der Rohstoffgewinnung und bei der Herstellung lässt sich gerade bei den Batterien dieser Fussabdruck sehr stark reduzieren. Wenn die Batterien in Teslas solarbetriebenen Fabriken statt in Kohle-verstromten chinesischen Fabriken gebaut werden, wird auch die CO2-Billanz ganz anders aussehen. Jetzt schon lassen sich Lithiumbatterien recyclen, durch Skalierungseffekte wird das auch zunehmend wirtschaftlich interessant. Durch politische Massnahmen lässt sich verhindern, dass die lokale Bevölkerung in den Lithiumgebieten zu Verlierern der Entwicklung werden und durch entsprechende Regelungen kann recht einfach verhindert werden, dass die Solebecken in ökologisch wertvollen Gebieten angelegt werden.
    Und bei allen Problemen: Was sind die Alternativen? Wenn wir vor 40 Jahren, als die erste Klimakonferenz zu dem Schluss kam «dass alles menschenmögliche getan werden muss um den Klimawandel zu verhindern» angefangen hätten DessertTec voranzutreiben oder die Wasserstofftechnik-Forschung zu fördern, hätten wir heute schon umweltfreundliche Enegiekonzepte. Aber diese Zeit wurde vergeudet und nun sind wir gezwungen schnelle Lösungen zu finden, die das geringere Übel darstellen. Ich halte grossflächige Windparks an Land und Batterieautos für Brückentechnologien, die schnell Lösungen bringen können, aber ich denke auch, dass diese mittelfristig durch bessere und umweltfreundlichere Konzepte abgelöst werden. Aber momentan sehe ich sie alternativlos. Und im Gegensatz zur Kernenergie lassen sich diese Technologien schnell, einfach und weitgehend spurenlos rückbauen, sobald Aternativen da sind.

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    • admin

      Besten Dank für Ihr Feedback, ja da ist ein Fehler drin, haben den soeben behoben.
      Wasserstoff ist für uns keine Lösung da der Wirkungsgrad zu schlecht ausfällt, egal welche Technologie man verwendet. Das wollen wir hier aber nicht länger kommentieren, haben lange genug selber in dem Gebiet geforscht. Es gibt aktuell mehrer Meinungen und das ist gut so. Hauptsache es bewegt sich was…

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    • admin

      Besten dank für Ihre Ausführungen.

      Ich stimme Ihren Ergänzungen in vielen Punkten zu, dennoch wird das meiste Lithium, welches in Autobatterien ist, in Australien aus Feststoffen abgebaut und die 1000de Berichte über den Lithium Abbau in der Wüste gilt mehr für die Glas-, Keramik- und Akku Produktion für Mobile Geräte (das wir aber kaum erwähnt).
      Daher sehe ich auch kein Problem mit der Wasserverschwendung bei der E-Mobilität.
      Witzig ist auch, dass gerade die Benzin und Diesel Befürworter sich nun enorm für paar Bauern, welche in der Wüste Viehzucht betreiben, einsetzten jedoch in der Vergangenheit sich kein bisschen um die Umweltzerstörung in den Ölfördergebieten interessierten. Öl-tanker unfälle, brennende Plattformen und dergleichen blieben ohne grosse Beachtung. Auch die ganzen Nahost-Konflikte schienen kaum jemanden wirklich zu kümmern, wenn er an der Tankstelle sein Fahrzeug betankte.
      Wir waren die vergangenen Tage an einer Messe und die Debatte, dass die E-Mobilität nicht besser sei als Verbrenner hat die Öl-Lobby top vermarktet, auch die Wasserstoff-Debatte führt man täglich.
      Wir sind nun seit Jahren mit Elektroautos unterwegs und können all die Nutzer-Probleme, welche uns dargelegt werden, nicht bestätigen. E-Mobilität funktioniert und macht auch Spass. Probiert es selber aus bevor ihr diese «neue» Technologie verteufelt. Jegliche Energienutzung ist schlecht, aber mit E-Autos ist der Wirkungsgrad massiv besser daher ist der Nutzen ökologischer.
      Ich denke, dass eine Technologie wie Benzin- und Dieselmotoren, bei welcher die Abgase in hoher Konzentration tödlich sind, nicht die beste Erfindung war für die Mobilität. Sicherlich ist Elektrosmog auch nicht «Vollkorn» und der Energiemix ist auch noch stark verbesserungswürdig. Die Zukunft jedoch sieht mit der E-Mobilität besser aus, es gibt aber noch viel zu tun. In diesem Sinne packen wir es an.

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